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  • BRIEF AN EINE JUNGE FRAU

    .
    Liebe Lotte,

    vor einiger Zeit fragtest Du mich, wie es war, Kuenstlerin zu werden und dann ein Leben lang zu bleiben. Hier erzaehle ich Dir ein wenig darueber ...

    KUENSTLERIN WERDEN ...
    Weisst Du, am Anfang habe ich da garnicht weiter drueber nachgedacht. Ich wusste ploetzlich, es muss so sein. Vorher hatte ich schon einiges andere ausprobiert, schon ein anderes Studium, schon eine andere Ausbildung, gejobbt, in Fabriken gearbeitet usw.
    Das heißt aber nicht, dass es einfach war. Ein ganzes Jahr Krankheit war damit verbunden und die Erkenntnis, dass mein Leben in die falsche Richtung lief. Im Rueckblick war dieses Jahr eine Zeit der Transformation. Meine Ziele und Werte im Leben veraenderten sich. Und dann wusste ich ploetzlich, was ich machen musste. Damals war ich schon etwas aelter, etwa 27. Das war auch wichtig. Durch meine frueheren Umwege wußte ich, was ich alles nicht werden wollte.

    Das zweite Studium wurde zu einer wunderbaren, intensiven und auch freien Zeit. Mir war bewusst, dass ich studieren durfte. Ich sah es als Geschenk und tolle Moeglichkeit, etwas aus meinen Begabungen zu machen. Geld hatte ich wenig, irgendwie ging es. Aber ich war gluecklich. Endlich hatte ich den Anfang meines Weges gefunden. Und ich merkte und staunte, mit wie wenig Geld ich auskommen konnte.

    KUENSTLERIN BLEIBEN ...
    Auch das war nicht einfach, sogar noch schwieriger als der Beginn. Waehrend meines Studiums hatte ich nur die Kunst im Sinn ... malen, zeichnen, mit Ton arbeiten, mit Tusche schreiben lernen, den Menschen studieren, mit Farben hantieren, Holz saegen, Glaswolle verarbeiten, Metall schweißen, Stein behauen, und Projekte entwickeln. Alles wollte ich kennenlernen und ausprobieren. Und immer wieder die Natur beobachten, stundenlang draußen in der Natur sitzen und zeichnen, auf das Wasser schauen, an den Fluessen entlang laufen, draußen sein bei jedem Wetter.

    Danach setzte ich mein Studium fort, zunächst zu Hause, dann in den USA dank eines Fulbright-Stipendiums.
    Am Anfang suchte ich meine Themen und lernte meine Talente kennen, was ich spannend und interessant fand, welches Material mir zusagte usf. Ich entdeckte die Welt der Farben, der Zeichnung und des Raumes.
    In den USA war mein Zentrum nur noch die Malerei. Ich fing an, meine eigenen künstlerischen Wurzeln zu studieren, die Renaissance und den Geist des Bauhauses. Gleichzeitig ging ich immer öfter in die Museen. Man kann so viel von den Alten Meistern lernen.


    Auf dem Canale Grande_ Acryl auf Papier_ 18x26cm_ Venedig 2014
    Berlin, im Januar  2024